Martin Auer Quintet - Reflections
Blick zurück nach vorn...
Klar und unmissverständlich. Natürlich Piano, Bass, Drums und zwei Bläser, ordentlich kompakt und gerne immer wieder unisono. Schön überschaubare Linien, moderner Mainstream eben. Hardbop? Man muss ja nicht immer problematisieren. Die Geschichte ist bekannt. Schublade auf und keine Fragen offen.
Nur wird es dann wie immer im Konkreten doch nicht so einfach sein. Und im Falle des Martin Auer Quintetts schon gar nicht. Gut möglich, dass dies Musik im Windschatten alter Helden ist. Na und? Gilt das nicht fast immer? Und vor allem ist es dann erst recht kein Manko, wenn man sich wie diese Band in den zwölf Jahren ihrer Existenz einen so markant eigenen Sound erspielt hat. Fest gefügte und geradezu unverschämte Leichtigkeit ist es, was man zunächst hört. Und dieser Eindruck wird sich steigern.
Das Martin Auer Quintett ist so eng zusammengerückt, dass es klar identifizierbar geworden ist. Es spielt ausnahmslos eigene Musik, mit der es in Mannschaftsstärke abhebt, ohne dass sich einer besonders exponieren müsste. Exzellente Musiker sind alle fünf sowieso. Immer wieder blitzt das auf, um dann ins größere Ganze zurückzuschnellen. Denn ums große Ganze dieses Ensembles geht es vor allem. In diesem Falle wächst das zu mehr als zur Summe der Teile. Das ist keine kleine Kunst.
Zu solchem Ende bringt die Band ausgemacht gute Songs in Stellung, egal ob balladesk gedimmt oder uptempo losgehend. Revolution war gestern. Hier steht das Durchdachte vor dem Bildersturm, die unbeschwerte Kurzweil vor der Denkaufgabe, die der Sache dienende Disziplin vor dem muskelspielerischen Sologedudel. Kaum zu glauben, aber sie alle sind erst knapp über dreißig. Junger deutscher Jazz also, über den neuerdings wieder mehr geredet wird. Zu Recht, wenn er in einem so souveränen Gruppenkonzept aufgeht.
Dies ist schon die fünfte CD des Martin Auer Quintetts. Auf „Indiejazz“, der vorigen, flirteten sie abgezockt und unaufgeregt mit modernem Indie-Pop, mit „Schlichtheit, Direktheit und charmantem Dilettantismus“. Mit schwelgerisch-suggestiven Unisono-Schleifen von Trompete und Saxophon hatten sie sich diese Musik auf den Leib gebogen. In ausgewogener Entkrampfung wurde die Demarkationslinie zum Nachbar-Genre überschritten ohne den Hörer zu vergessen. Im Gegenteil.