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Peter Fessler - Fly!

Die Eminenz des deutschen Jazzgesanges meldet sich zurück! Peter Fesperanto Fesslers neues Jazzalbum im Smooth-Gewand ist da:    „FLY!

Geradezu fesslertypisch ist jeder Song mit Melodiegirlanden durchzogen, aber nicht in jedem Song wird in Jazz-Manier improvisiert. Beim genauen Hinhören bemerkt dann auch der Nichtjazzhörer die traumwandlerisch-sichere und berührende Phrasierung jedes einzelnen Wortes. Und wieder, wie bei allen vorhergehenden Alben, wird der Hörer in Fessler´s Klangkosmos hineingesogen. Ohne Vordergründigkeit präsentiert sich der Sänger, mit deutsch-kanadischen Wurzeln, als erfahrener Könner seines Fachs, und kann nunmehr seit diesem Jahr auf eine 30-jährige Karriere zurück blicken. Völlig entspannt, wie in leichtem Flug, changiert er zwischen den musikalischen Welten. Ob in sphärisch angelegten Soundstrukturen, wie bei „Tokyo Morning“, „Brisa“ und dem Klassiker „Estate“, oder in rhythmisch-raffinierten Passagen bei „Postcard from Brazil“, „A Ra“, oder „Funky Bossa“. Immer bleibt er, als Komponist und Sänger, bei sich und seinen Vorstellungen von eigenen Soundvisionen.

Gerade aus Brasilien zurück, ist es nicht verwunderlich, dass er das gesamte Album, selbst mit der Konzertgitarre aufgenommen hat. In geradezu altmeisterlicher Manier schwingen da Erinnerungen an Joao Gilberto, Tom Jobim und andere Bossa Nova Meisterklassiker mit im Raum. Das ist pure Absicht bei Fessler. Mittlerweile ist er seine eigene künstlerische Kategorie geworden, die er selbst „Fesperanto“ nennt. Der Name setzt sich aus Fessler und Esperanto zusammen, wie ein erst spät gefundener Künstlername. Deutlich wird das auch, wenn man das kongeniale Vocal-Posaunensolo bei seinem eigenen Titel „Brisa“ hört. Hier denkt man nicht mehr an die gewöhnlichen Scat-Kaskaden, die man von einem Künstler diesen Ranges erwartet. Fernab solcher Gewohnheiten ist es plötzlich klar, dass dieser Sänger nach so vielen Jahren selbst zum Instrument geworden ist.

Auf seiner musikalischen Reise zu einigen Jazzmetropolen dieser Welt, wie „New York, Rio, Tokyo“, fällt auf, dass dieser „3-Städte-Slogan“ in seiner Vergangenheit und bis heute, eine große Rolle spielt. Auf diesem Weg, begleiten ihn wahre Meister ihres Fachs. Danny Gottlieb, die Drummer Legende aus der Orig. Pat Metheny Group der ersten Jahre, gibt dem Album die virtuose Leichtigkeit mit seiner unendlich kreativen Intensität. Diese elementare Basis wird konterkariert durch den herausragenden Bassisten Decebal Badila, der sogar in der Lage ist Fesslers Scat-Solo (in Joao Donatos „A Ra“) einszueins spielerisch zu doppeln. Mit charmanten Gaststimmen an Bord, Kira Wolf (D) und Theresa Hott (Br), toppt Fessler seine Zurückhaltung bei gleich 3 Songs. Lässt Raum und Glanz für andere Mitwirkende. Das ist nicht neu im Jazz, aber bei Fessler ungewohnt, wenn es um den Gesang geht. Lediglich bei den hinreißenden Chorstellen singt der Meister fast alle Stimmen selbst. „Postcard from Brazil“ ist herausragendes Glanzstück dieser CD und steht für Fesslers Idee von „Fesperanto“.

Kompositorisches Highlight ist, neben “There goes Love”, mit dem Text von Phyllis Molinrary (“Here´s to Life”), und “October Reverie”, sein “Tokyo Morning”. Fast symphonisch durchzieht diesen Song eine wahre Klangmagie. Sie wird gekrönt vom Sopransaxophon-Solo des Berliner Musikers Friedemann Matzeit. Chapeau!

Alle Ideen und Arrangements, 8 Fessler- Kompositionen u. a. mit Texten von Robin-Meloy Goldsby, neben 2 Fremdtiteln stammen aus der perfekten Zusammenarbeit mit dem Gitarristen und Produzenten Ralph Herrnkind. Diesen frühen Studienkollegen hörte er nach vielen Jahren erstmals bei dessen Produktion mit den Jaco Pastorius-Söhnen wieder. Diese Initialzündung war der Beginn von FLY!; 10 Songs von eindringlich-melodischer Schönheit, exotisch-rhythmischen Klangkaskaden und melancholischer Tiefe („Estate“!!!). Ein echtes „Fesperanto“ Album.